Fotografie-Grundlagen – Teil 6: Schärfe & Fokus – gezielt steuern für starke Bilder

Ein Foto kann technisch perfekt sein – doch wenn der Fokus nicht sitzt, verliert es an Wirkung. Schärfe ist nicht gleich Schärfe. In der Fotografie geht es oft nicht darum, alles scharf abzubilden, sondern gezielt zu entscheiden, wo Schärfe sein soll – und wo nicht.

In diesem Beitrag lernst du, wie du Fokus und Tiefenschärfe richtig einsetzt, um Bilder lebendiger, ausdrucksstärker und professioneller wirken zu lassen.

🔍 1. Autofokus verstehen – die Basis
Moderne Kameras bieten unterschiedliche Autofokus-Modi, die du abhängig vom Motiv nutzen solltest:

  • Einzelfokus (AF-S / One Shot): für unbewegte Motive – z. B. Porträts
  • Kontinuierlicher Fokus (AF-C / AI Servo): für bewegte Motive – z. B. Sport, Kinder
  • Automatikmodus (AF-A): Kamera entscheidet – nicht immer zuverlässig

💡 Tipp: Wähle den Fokuspunkt manuell. So bestimmst du ganz genau, wo die Kamera scharfstellen soll – z. B. auf das Auge beim Porträt.

🎯 2. Fokuspunkte – gezielt setzen statt vertrauen
Viele Anfänger überlassen der Kamera die Wahl des Fokusfeldes. Das führt oft zu falscher Schärfe – z. B. wenn bei einem Porträt plötzlich der Hintergrund scharf ist statt das Gesicht.

➡️ Lösung: Stelle den Fokuspunkt manuell ein – meist über das Steuerkreuz oder den Joystick deiner Kamera.

💡 Praxis-Tipp: Nutze den mittleren Fokuspunkt, stelle scharf, halte den Auslöser halb gedrückt und komponiere dann dein Bild neu („Fokus-Recompose-Technik“).

📏 3. Tiefenschärfe – wie viel soll scharf sein?
Die Tiefenschärfe beschreibt, wie groß der Bereich ist, der vor und hinter dem fokussierten Punkt scharf abgebildet wird.

Beeinflusst wird sie durch:

  • Blende: je weiter offen (z. B. f/1.8), desto weniger ist scharf
  • Brennweite: längere Brennweiten (z. B. 85 mm) erzeugen geringere Tiefenschärfe
  • Abstand zum Motiv: je näher du bist, desto geringer die Schärfentiefe

💡 Beispiel:
Ein Porträt mit 85 mm bei f/1.8 hat eine extrem geringe Schärfentiefe – perfekt für isolierte, atmosphärische Bilder.

🖼️ 4. Kreativ mit Schärfe und Unschärfe arbeiten
Nicht jedes Bild muss „komplett scharf“ sein. Im Gegenteil: Gezielte Unschärfe lenkt den Blick und macht Fotos interessanter.

Anwendungen:

  • Porträts: Auge scharf – Hintergrund verschwommen (Bokeh)
  • Foodfotografie: Fokus auf das vorderste Objekt – Rest unscharf
  • Street & Reportage: scharfer Fokus auf das entscheidende Detail – Rest erzählt die Szene „weich“ im Hintergrund

💡 Tipp: Unschärfe ist ein Gestaltungsmittel, kein Fehler.

🧪 5. Manuell fokussieren – wann es sinnvoll ist
In schwierigen Lichtsituationen oder bei sehr kleinen Motiven kann der Autofokus versagen. Hier hilft: Manueller Fokus.

➡️ Besonders nützlich:

  • Bei Makrofotografie
  • Bei Stillleben oder Produktaufnahmen
  • Bei extrem lichtstarken Objektiven (z. B. f/1.4)

💡 Moderne Kameras bieten oft eine Fokuslupe oder Fokuspeaking (farbige Kantenanzeige) – nutz diese Hilfen!

📌 Fazit: Schärfe ist kein Zufall, sondern Entscheidung
Ob du ein einziges Auge scharf abbildest oder eine ganze Landschaft – du triffst diese Entscheidung mit Blende, Fokuspunkt und Abstand. Je bewusster du mit diesen Mitteln arbeitest, desto klarer und ausdrucksstärker werden deine Fotos.