Fotografie-Grundlagen – Teil 4: Licht & Belichtung verstehen – so gelingen dir stimmungsvolle Bilder

Wenn es ein zentrales Element gibt, das jedes Foto bestimmt, dann ist es das Licht. Es formt, definiert, beeinflusst die Stimmung – und entscheidet, ob ein Bild wirkt oder einfach nur flach aussieht. In diesem Beitrag lernst du, wie du Licht gezielt einsetzen kannst, um deinen Bildern Tiefe, Charakter und Ausdruck zu verleihen. Ganz gleich, ob du draußen mit natürlichem Licht arbeitest oder im Studio mit Blitzanlagen.

🔦 1. Was bedeutet Belichtung überhaupt?

Belichtung beschreibt, wie viel Licht auf den Kamerasensor trifft. Sie ergibt sich aus dem Zusammenspiel von drei Werten:

  • Blende (Aperture) – regelt, wie groß die Öffnung im Objektiv ist
  • Verschlusszeit (Shutter Speed) – wie lange Licht auf den Sensor fällt
  • ISO – wie lichtempfindlich der Sensor ist

➡️ Diese drei Werte ergeben das sogenannte Belichtungsdreieck. Verändert man einen, muss man mindestens einen anderen anpassen, um korrekt zu belichten.

☀️ 2. Natürliches Licht – die beste Schule für Anfänger

Das Arbeiten mit vorhandenem Licht (Sonne, Fensterlicht, Schatten) ist ein großartiger Einstieg, weil es dich dazu zwingt, Licht zu beobachten und zu verstehen.

Arten von natürlichem Licht:

  • Direktes Sonnenlicht: hart, kontrastreich, betont Strukturen
  • Indirektes Licht (z. B. durch Wolken): weich, gleichmäßig, schmeichelhaft
  • Gegenlicht: erzeugt Silhouetten oder stimmungsvolle Lichtkanten (Rimlight)
  • Fensterlicht: ideal für Porträts – weich und kontrollierbar

💡 Tipp: Beobachte zu verschiedenen Tageszeiten, wie sich das Licht verändert. Ein Motiv am Morgen wirkt anders als am Abend!

💡 3. Studio- und künstliches Licht verstehen

Künstliches Licht gibt dir die volle Kontrolle. Ob Dauerlicht oder Blitz – du bestimmst Richtung, Intensität, Farbe und Anzahl der Lichtquellen.

Die wichtigsten Lichtarten im Studio:

  • Hauptlicht (Key Light): wichtigste Lichtquelle, bestimmt Grundstimmung
  • Aufhelllicht (Fill Light): reduziert Schatten, sorgt für Ausgewogenheit
  • Hintergrundlicht (Back Light): trennt Motiv vom Hintergrund
  • Effektlicht (Rim, Hair, Spot): setzt Akzente oder Highlights

🔌 Blitzlicht auf Stativen mit Softboxen, wie sie auf deinem Bild zu sehen sind, simulieren weiches Tageslicht und eignen sich perfekt für professionelle Porträts.

🎨 4. Lichtformen und ihre Wirkung

Nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Form des Lichts macht einen Unterschied:

  • Weiches Licht (z. B. durch Softboxen, Fenster, Schatten) = sanfte Übergänge, schmeichelhafte Haut
  • Hartes Licht (z. B. Sonne, nackte Glühbirne) = starke Kontraste, dramatische Wirkung

💡 Faustregel: Je größer die Lichtquelle in Relation zum Motiv, desto weicher das Licht.

🎯 5. Licht bewusst einsetzen – Praxisbeispiele

Porträt mit Fensterlicht:
Setz dein Model 45° zum Fenster. Eine Seite wird schön aufgehellt, die andere zeigt sanften Schatten – ergibt Tiefe und Natürlichkeit.

Produktfoto mit Studio-Blitz:
Ein Hauptlicht von schräg vorne mit Softbox, ein schwächeres Aufhelllicht von der Seite, dazu ein Spot auf den Hintergrund – so entsteht ein klar getrenntes, professionelles Bild.

🧪 6. Belichtungsmessung & Histogramm

Deine Kamera bietet dir verschiedene Messmethoden, um Licht zu bewerten:

  • Mehrfeldmessung: analysiert das gesamte Bild – Standardmodus
  • Mittenbetont: Fokus auf das Zentrum
  • Spotmessung: sehr punktuell – für schwierige Lichtsituationen

Das Histogramm hilft dir, zu sehen, ob dein Bild über- oder unterbelichtet ist. Ziel: gleichmäßige Verteilung ohne abgeschnittene Spitzen rechts (Lichter) oder links (Schatten).

📌 Fazit: Licht entscheidet – Technik folgt

Lerne, Licht zu lesen, bevor du dich auf Technik verlässt. Die schönsten Bilder entstehen oft nicht durch teures Equipment, sondern durch den geschulten Blick für Licht und dessen Wirkung.

Je besser du verstehst, wie Licht funktioniert, desto gezielter kannst du fotografieren – statt nur zu „knipsen“.